75 Jahre Befreiung Vernichtungslager Auschwitz – Ludwig Marum

Veröffentlicht am 31.01.2020 in Ortsverein

Am 27.Januar jährte sich zum 75. Mal die Befreiungstag des Vernichtungslagers Auschwitz. Bundespräsident Steinmeyer mahnte in der Gedenkstätte Yad Vashem seine Landsleute – uns – sich dem erstarkten Antisemitismus und den bösen Geistern in neuen Gewändern entschieden entgegenzutreten.

75 Jahre, ein Menschenleben.

Jetzt, da die Zeitzeugengeneration bald keine persönlichen Erinnerungen mehr schildern kann, gleichzeitig wiedererstarkte völkische und antisemitische Gesinnungen ihr Unwesen treiben und Verbrechen begehen, müssen alle demokratischen Kräfte in gemeinschaftlicher Anstrengung Zeichen setzen.

Der Lernort Kislau ist heute nötiger denn je und muss jetzt in die Realisierung gehen. Denn: Demokratie braucht Demokraten, aber weil die Demokratie nicht vererbbar ist muss sie gelernt werden. Eine sich entsolidarisierende Gesellschaft braucht starke Impulse und starke Instanzen, die demokratische Grundwerte vermitteln.

Hier, an diesem besonderen Erinnerungsort, sollen vor allem junge Menschen demokratierelevante Themenkomplexe erlernen dürfen. Aus der Geschichte lernen, Widerstand leisten, Zivilcourage gegen Ausgrenzung und totalitäre Strukturen begreifen heißt Menschenrechte und Freiheit zu sichern. Wenn uns, 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, keine „Erinnerungsmenschen“ mehr mahnen können müssen „Erinnerungsorte“ diese Funktion übernehmen.

Hier ist so ein Erinnerungsort.

Hier erinnern wir uns an Ludwig Marum, der ein deutscher Rechtsanwalt und SPD-Politiker war. Weil Marum jüdischer Herkunft war und sich politisch für die Weimarer Demokratie und gegen den Nationalsozialismus eingesetzt hat, war er bei den Nazis verhasst und wurde am 29. März 1934 hier im ehemaligen KZ Kislau ermordet.

In der Pfalz geboren hat er in unserer Region seine Fußabdrücke hinterlassen. Er ist in Bruchsal aufgewachsen, ging auf das Schönborn-Gymnasium, studierte Jura in Heidelberg und ließ sich als Anwalt in Karlsruhe nieder. Als Sozialdemokrat war er Mitglied des badischen Landtags in Karlsruhe, war Fraktionsvorsitzender und Justizminister. Als Chorsänger ist er in allen Gemeinden unserer Region aufgetreten.  Wir laufen heute die Wege, die er gelaufen ist.  Wir fahren heute auf den Straßen, die ihn nach seiner Verhaftung in Karlsruhe auf einer Schaufahrt der Nazis ins damalige KZ Kislau gebracht haben.

Hier ist der „Erinnerungsort“ unserer Region. Wir fordern den heutigen und zukünftige Land- und Kreistage von Baden-Württemberg auf, unverzüglich Verantwortung zu übernehmen und den Lernort Kislau endlich Wirklichkeit werden zu lassen.

Finanzielle Versprechungen, die zurückgenommen wurden, Entscheidungen, die ausgesessen werden, gefährden die Zukunft dieses Erinnerungsortes, dieses Lernortes und stärken die „bösen Geister“. 

Zwei Vertreter des Kreistags sind heute hier. Tragen Sie das Gewicht dieses Ortes in Ihre Fraktionen und nutzen Sie Ihre Positionen, um Zeichen für die Demokratie zu setzen.

 

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